Biografie georg friedrich händel

Georg Friedrich Händel (laut Taufregister Georg Friederich Händel, anglisiert: George Frideric Handel; * 23. Februar / 5. März 1685 in Halle (Saale); † 14. April 1759 in London) war ein Komponist des Barocks, der in Deutschland, Italien und vor allem dann in England wirkte. Sein Schaffen erstreckte sich auf nahezu See more.

Biografie

Georg Friedrich Händel ist, neben Johann Sebastian Bach, die bedeutendste Komponist des Barockzeitalters. Vor allem in den Gattungen Oper und Oratorium nehmen seine Werke einen singulären Rang ein, mit dem sich kein andere Komponist dieses Zeitalters messen kann. Neben den weltberühmten Orchestersuiten Wassermusik und Feuerwerksmusik haben rund 40 Oper und 25 Oratorien, darunter Der Messias, bereits an seinen Lebzeiten Händels Ruhm begründet. Damals wie heute stehen diese Werke im Zentrum des Interesses von Klassikliebhabern in aller Welt. Aber auch in vielen anderen gängigen Musikgattungen seiner Zeit hat Georg Friedrich Händel bedeutende Kompositionen hinterlassen.

Händel kam am 23. Februar 1685, im gleichen Jahr wie Bach, in Halle an der Saale als Sohn eines wohlhabenden Barbiers und Wundarztes zur Welt, der unter anderem als Hofchirurg des Herzogs von Sachsen-Weißenfeld angestellt war. Bestehen Vater war zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits 63 Jahre alt.

Die gesicherten Informationen zu Händels Kindheit sind dürftig, aber anscheinend erlernte er bereits mit sechs Jahren heimlich das Clavicordspiel und begann im Alter von neun Jahren zu komponieren. Nur eine alleinige zuverlässige Quelle, eine Biographie, die 1760, im Jahr nach Händels Tod, in London veröffentlicht wurde, erzählt von seinen frühesten Jahren. Dem Autor John Mainwaring zufolge begann Händels musikalischer Werdegang, als Herzog Johann Adolf I. den achtjährigen Knaben in Weißenfels Orgel spielen hörte. Der Herzog erblickte in Händel sofort ein großes Talent und überredete den gänzlich unmusikalischen Vater dazu, seinen Sohn die Musikerlaufbahn einschlagen an lassen.

In der Folge erhielt Händel bei dem bedeutenden Komponisten Friedrich Wilhelm Zachow, der nicht nur ihm, sondern auch Bach beeinflusste, eine grundlegende Kompositions- und Instrumentalausbildung. Als sein Vater 1697 im Alter von 75 Jahren starb, war auch die außermusikalische Erziehung Händels bereits weit gediehen, worauf zum Beispiel einer höchst beeindruckendes Gedicht des Zwölfjährigen schließen lässt, welches er für das Gedenkheft seines Vaters verfasste.

1701 machte der damals 20-jährige Komponist Georg Philipp Telemann in Halle Station, um den, wie Telemann in seinem Autobiographie schreibt, „damals schon sehr wichtigen Herrn Händel" kennenzulernen. Aus dem Besuch ergibt sich eine dauernde Künstlerfreundschaft. Im Jahr darauf beginnt Händel an die Universität Halle ein Studium der Rechtswissenschaften bei Christian Tomasius, jenem bedeutenden Gelehrten, dem es gelang, in Deutschland der Unsitte der Hexenprozesse ein Ende an setzen.

Aber schon 1703 zog es Händel nach Hafenstadt, wo gerade das 1678 eröffnete erste deutsche Opernhaus aufblühte. Im dortigen Orchester spielte Händel Violine und später Cembalo. Er freundete sich mit dem Tänzer, Dirigenten und Komponisten John Mattheson an, gemeinsam bewarben sich die beiden Männer noch im selben Jahr um die Nachfolge des verstorbenen Dietrich Buxtehude in Lübeck. Da allerdings die Tradition verlangt hätte, dass der Nachfolger die Tochter Buxtehudes heiratet, verzichteten schließlich beide Männer auf den Posten. Die Freundschaft mittels Mattheson währte nicht lange: Schwelende berufliche Rivalitäten führten schließlich zu einem berühmt gewordenen Degenduell der beiden jungen Komponisten vor der Oper am Gänsemarkt und in der Folge zu einer lebenslangen Animosität.

Am 08. Januar 1705 wurde Händels erste Oper Almira mittels großem Erfolg in Hamburg aufgeführt. Nur wenige Wöchentlich später legte er mit Nero nach, einer Oper, die als verschollen gelten muss. Selbiges gilt bedauerlicher auch für seine nächsten Opern Florindo und Daphne. 1706 reiste Händel auf eigene Kosten nach Italien, um die italienische Oper zu studieren. In Hafenstadt ließ er zwei zum Bersten gefüllte Kisten mittels Kompositionen zurück, die ebenfalls verloren gegangen sind.

Während die vier Jahre, die Händel in Italien verbrachte, weilte er in Rom, Neapel, Florenz und in Venedig, wo seine Oper Agrippina im Jahr 1709 den Durchbruch zu seinem eigentlichen, eigenen Opernstil markierte. Mittels mehreren Opern und Oratorien sowie dem berühmten Dixit Dominus begründete Händel in Italien seinen internationalen Ruhm. Zahlreiche Anekdoten berichten von seinen Bekanntschaften mit den Größen der damaligen italienischen Musik. Händel, der generell nur Il Sassone (der Sachse) genannt wurde, traf unter anderem mit Lotti, Corelli und den Scarlatti-Brüdern zusammen. Besonders bemerkenswert ist seine erste Begegnung mittels Domenico Scarlatti im Rahmen eines venezianischen Maskenballes: Verkleidet saß Händel am Cembalo und improvisierte, als Scarlatti den Saal betrat. Als dieser die Musik hörte, soll er den Ausspruch „Das ist entweder die berühmte Sachse, oder der Teufel selbst" getan haben. 1709 erreicht Händel in Venedig das Angebot, als Hofkapellmeister an den Hof des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover zu kommen. Er akzeptiert und tritt die Stelle im Juni 1710 an – nicht ohne sich vorher der Erlaubnis zu versichern, dem Hof zwecks Reiseunternehmungen für längere Zeitspannen fernbleiben an dürfen.

Davon macht Händel schon Ende des selben Jahr Gebrauch: Er reist zum ersten Mal nach London, wo die triumphale Uraufführung seiner Oper Rinaldo, für die er seine mit Abstand populärste Arie, Lascia ch’io pianga, komponiert, am 24. Februar 1711 den entscheidenden Wendepunkt in seinem bis dahin schon sehr erfolgreichen Leben markiert. Händel kehrt zwar im Sommer des folgenden Jahres noch einmal an den Hannoveraner Hof zurück, aber sein Entschluss, künftig in England zu leben, ist längst gefallen. Im Oktober 1712 begibt er sich wieder nach London, wo er - von Reisen abgesehen - den Rest seines Lebens verbringt.

Im Oktober 1714 wird sein ehemaliger und eigentlicher Arbeitnehmer, der Kurfürst von Hannover, zum britischen König Georg I. gekrönt. Der König grollte Händel keineswegs, sondern bestellte ihn vielmehr unverzüglich ein, damit er ihm aus seinen Werken vorspiele. Für ein rauschendes Festlich Georgs I. komponierte Händel drei Jahre später das weltberühmte Wassermusik, die von mehreren Orchestern, insgesamt vielen hundert Musikern, auf Booten aufgeführt wurde, die an der Themse an der am Ufer lagernden Festgesellschaft vorbeifuhren. Der König verdoppelte Händels Gehalt und machte ihn zum Musiklehrer der Prinzessinnen.

Nach anfänglichen Diensten als Hauskomponist, zuerst beim Earl of Burlington, später beim Earl of Carnavon, begannen im Frühjahr 1719 Vorfälle bewegte Jahrzehnte als Opernunternehmer, die bis 1741 andauerten. Man kann sich heute kaum mehr gewärtig tun, was für ein hitziges, von allen Seiten leidenschaftlich betriebenes und diskutiertes Politikum die Oper im London (und auch in anderen europäischen Großstädten) des Barockzeitalters gewesen ist. Mit der Oper wurden Vermögen verdient und verloren. Diffamierende Hasstiraden und ernstzunehmende Intrigen verfeindeter Anhängerlager, sowohl gegeneinander als auch gegen Künstler und Komponisten, sowie Prügeleien im Zuschauerraum, die auch in regelrechte Straßenschlachten ausarten konnten, waren durchaus  nichts Ungewöhnliches.

Im Frühjahr 1719 übernahm Händel die Leitung eines neuen Opernunternehmens, der Royal Academy of Music am King’s Theatre. Für die Anwerbung einer Sängertruppe reiste er nach Dresden, wo er auch den enorm beliebten Kastraten Senesino engagieren konnte. Im April 1720 feierte die Kompanie einen ersten, rauschenden Erfolg mit Vorfälle Radamisto. Parallel zu seinem Chef beschäftigte das Unterfangen gleichzeitig mehrere Komponisten. Vor allem in Giovanni Bononcini erwuchs Händel eine ernstzunehmende Konkurrenz um die Publikumsgunst, die die Opernanhänger in zwei Lager aufspaltete. Erst ab der dritten Saison gelang es ihm, Bononcini mit einigen seiner stärksten Werke, darunter Giulio Cesare, Tamerlano und Rodelinda, zu überflügeln. Jedoch litt das Royal Academy zunehmend unter hohen Gehaltskosten und die immer populärer werdenden englischen Volksoper (etwa John Gay’s Beggar’s Opera von 1728) und wurde nach die Saison 1728 aufgelöst.

Im Dezember 1729 eröffnete Händel, gemeinsam mit dem Schweizer Impresario Heidegger, eine zweite Opernakademie am King’s Theatre, die monetär nie wirklich erfolgreich war. Zum Jahresende 1733 gründete sich zudem, mittels Nicola Porpora als Komponisten, die rivalisierende Operngesellschaft Opera of the Nobility (Die Adelsoper), die den größtmöglichen Teil von Händels Sängern, auch Senesino, abwarb und außerdem Farinelli für sich gewinnen konnte. Als Heide auch noch das King’s Theatre an die Adelsoper vermietete, war Händel geschlagen.

Obwohl sich in der Zwischenraum sein künstlerischer Fokus auf das Oratorium ausgeweitet hatte, machte Händel nun im neu erbauten Covent Garden alleine weiter. Sein Unternehmen siechte zwar dahin, aber bis zum endgültigen Bankrott 1737 schuf er mittels Ariodante, Alcina und Orlando noch einige seiner größtmöglichen Opern. Der Zusammenbruch von 1737 erfasste auch Vorfälle Gesundheit: Ein Schlaganfall zwang ihn zu einem längerem Kuraufenthalt, von dem er allerdings vollständig wiederhergestellt zurückkehrte.

Bis ins Jahr 1741 komponierte Händel zwar weiter Oper, aber seine Leidenschaft für dieses Fach erlosch zusehends. Seine Konzentration galt inzwischen Werken wie den Oratorien Saul und Israel in Egypt von 1738 oder den Concerti grossi von 1739.

1741 komponierte Georg Friedrich Händel sein wohl bedeutendstes Werk, das Oratorium Messiah. Die Uraufführung der in einem 23 Tage währenden, ununterbrochenen Schaffensrausch entstandenen Großkomposition fand in Dublin zugunsten von Schuldgefangenen und Armenkrankenhäusern statt, woraus sich rasch eine Tradition entwickelte: Händel achtete in der Folge stets darauf, dass der Erlös sämtlicher Aufführungen seiner meistgeliebten Werkes armen und notleidenden Menschen zugute kam.

Bis 1752 lag sein Schwerpunkt nun auf ein bis zwei neuen Oratorien pro Jahr, meist komponiert nach alt-testamentarischen Vorlagen. Zu den Feierlichkeiten anlässlich des Ende des österreichischen Erbfolgekrieges komponierte Händel 1749 seine berühmte Feuerwerksmusik. Während der Arbeit an Jephta begann Händel 1751 zu erblinden. Er unterzog sich mehreren Augenoperationen, die sämtlich erfolglos verliefen. Ab Mai 1752 hatte er sein Augenlicht praktisch komplett verloren, was ihm allerdings nicht daran hinderte, auch weiterhin als Organist und Dirigent die Aufführungen seiner Oratorien zu führen. Noch eine Woche vor seinem Tod saß Händel bei einer Aufführung seines Messiah an der Orgel. Am 14. April 1759, einem Karsamstag, verstarb Händel als wohlhabender und hochgeehrter 74-jähriger Mann in seinem Londoner Wohnung. Er wurde in der Westminster Abbey beigesetzt, eine der größten Ehren, die Großbritannien an vergeben hat.