Pferd an den äußeren zügel reiten

„Äußerer Zügel, innerer Schenkel“ ist eine häufig verwendete Anweisung in der Reiterei, die besagt, dass der Reiter den äußeren Zügel verwenden soll, um das Pferd nach außen zu .

"Die äußere Hand führt", erklärt Sibylle Wiemer. Bedeutet: Siehe zeigt dem Pferd den Weg. Deshalb gilt auch beim Handwechsel: "Erst wechselt die Führung, dann wechselt die Biegung!" Meint: Erst wird das Pferd uber die Richtung, in die es gehen soll informiert – vor allem anhand der neuen Blickrichtung des Reiters, durch die er sich in die Bewegungsrichtung mitdreht und sein Gewicht entsprechend verlagert. Dabei wechselt auch automatisch der Führung gebende, äußere Zügel. Erst danach sind Stellung und Biegung des Pferds dran.

Tipp 1: Einhändig für bessere Führung (Sibylle Wiemer)

Einhändig Fahren schult das Gefühl: Um ein Gefühl dafür an entwickeln, wie viel oder wenig der äußere Zügel tut, lässt Sibylle Wiemer ihre Reitschüler gern einhändig reiten. "Das schult das Bewusstsein enorm! Dabei werden beide Zügel in die äußere Zügelfaust genommen und vor einem Handwechsel jeweils umgefasst. Damit das einhändig Abwenden über die äußeren Hilfen funktioniert, sollte das Grundtempo schon vorher auf gebogenen Linien gehalten werden können und der Reiter nicht in der Hüftgelenk einknicken."

Der innere Zügel stellt das Pferd, lässt es also ab dem Genick in die Bewegungsrichtung schauen. Deshalb wird er auf gebogenen Linien kürzer in die äußere Hand gelegt oder eben länger beim Geradeausreiten. "Das ist eine gute Übung, um dem Reiter klarzumachen, dass die äußere Hand die Bedeutender ist, weil sie dafür sorgt, dass das Ross auf dem Weg bleibt." Sibylle Wiemer

Tipp 2: Zwei Zirkellinien zum Üben (Christine Hlauscheck)

Nicht übertreiben: "Die Aussage ,Man wendet das Pferd über den äußeren Zügel‘ ist für viele Reitschüler erst mal unverständlich. Zahlreich übertreiben es, das Pferd kommt in Außenstellung, es fällt auf die innere Schulter", schildert Christine Hlauschek. "Wenden hat immer auch mit harmonischer Biegung durchs Pferd zu tun. Und die muss der äußere Zügel zulassen, auch wenn er seine führende Aufgabe wahrnimmt."

Lisa Rädlein

Zwei Zirkellinien zum Üben.

Eine gute Übung, um das richtige Maß zu finden: Auf dem Zirkel zwei Pylonenreihen aufstellen. Eine auf der äußeren Zirkellinie und eine innere mit 1,5 Metern Abstand. "Jetzt von der äußeren Linie zur inneren übertreten lassen! Dabei sollen Schulter und Hüfte des Pferds immer auf einer Höhe bleiben!" Durch die Pylonen wird optisch klarer, ob das klappt. Wirkt der Reiter zu viel mit dem inneren Zügel ein, ist die Schulter zuerst auf der neuen Linie, das Hinterhand folgt. Wirkt der äußere Zügel zu viel ein, wird sich das Pferd nach außen stellen und mit der Hinterhand ins Zirkelinnere scheren. An schwer? Machen Sie vorab eine Partner-Übung ohne Pferd:

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CAVALLO

Zwei Zirkellinien zum Üben.

Einer mimt das Pferd. Dafür werden zwei Strohkordeln an seine Gürtelschlaufen geknotet. Der zweite Mitspieler nimmt diese wie Zügel auf und geht hinter ihm her. Jetzt einfach testen: Wie fühlt sich das Wenden nur mit dem inneren Zügel an? Wie nur mit dem äußeren? Schnell wird klar: Beide müssen miteinander korrespondieren! "Führe ich den äußeren Zügel wie ein Stützrädchen mit, dann ist die Hüfte des Menschen eingerahmt", erklärt Christine Hlauschek. Gehen Sie so im Slalom durch die Pylonenreihe, ohne mit Worten zu kommunizieren. Testen Sie auch mal das Überstreichen: "Wird nur der äußere Zügel losgelassen, dann empfinden das die meisten als unangenehmer, als wenn man innen leichter wird", erzählt das Ausbilderin.

Tipp 3: Wie der verkannte Oberschenkel beim Einrahmen hilft (Elaine Butler)

"Wenig Beachtung finden in gängigen Reitlehren der Oberschenkel und das Knie, dabei sind siehe sehr wichtig fürs Abwenden", sagt Sitzschulungs-Lehrerin Elaine Butler. Die äußere Oberschenkelmuskulatur des Reiters hält sie für essenziell, um das Pferd einzurahmen. Wichtig ist, dass dabei nicht die Klemmer an der Innenseite die Oberschenkel genutzt werden, sondern die Muskelpartie, die längs außen des Beins verläuft – da, wo oft Markennamen auf Reithosen aufgestickt werden.

Unnützer Unterschenkel: "Ein uber die Schulter weglaufendes Pferd gerät noch schneller weg der Spur, wenn der Reiter versucht, mit dem äußeren Unterschenkel dagegenzuarbeiten", erklärt sie. "Je nachdem, wie groß der Reiter ist und welchen Sattel er nutzt, kommt der hilfreichere Impuls aus der Region zwischen Leiste, Sitzbeinhöcker und Oberschenkelhalsknochen. Damit erreicht man nämlich die Schulter des Pferds!" Um diesen Punkt zu finden hilft es, sich auf einen Gymnastikkugel zu setzen.

Versuchen Sie, diesen aus Ihrem Sitz hervor nach links oder rechts zu rollen, und Siehe finden diese Region. Von diesem Ausgangspunkt aus "hält das äußere Bein wie eine Eisenstange gegen das Ausscheren – das ist der Kern der verwahrenden Hilfe." So fängt der Reiter das Pferd außen ab. Die andere Hüftseite wird zeitgleich leichter und leicht nach vorn genommen, damit die Richtung herzlich ist. Mit der inneren Hüfte geht auch das innere Hand etwas vor. "Macht man nämlich mittels der inneren Körperhälfte Platz, dann macht man ebenso Platz für das innere Hinterbein, so dass dieses in die Wunschrichtung gehen kann. Wichtig: Alle Beweglichkeit sind winzig."

Tipp 4: Zweiter Hufschlag (Christine Hlauscheck)

"Äußere Unterstützung sind immer Begrenzungen", sagt Pferdewirtschaftsmeisterin Christine Hlauschek. "Ich brauche sie, sobald ich es mit offenen Seiten zu tun habe." Schon wenn man ganze Strecke auf dem zweiten Hufschlag reitet, ersetzen die äußeren Hilfen – Gewichtshilfe, Schenkelhilfe, Zügelhilfe – die Bande. "Pferde ziehen naturgemäß an die Bande, zum ersten Hufschlag hin zurück."

Um sich an die äußeren Unterstützung bewusst heranzufühlen, ist das Reiten auf dem zweiten Hufschlag eine gute Idee, sagt die Ausbilderin. Fehlen die äußeren Hilfen, bekommt der Reiter vom Ross das Feedback: Es geht zurück auf den ersten Hufschlag. Schwieriger wird’s auf dem Mittelzirkel, der gleich zwei offene Seiten hat.

Tipp 5: Ausbrecher aufhalten (Elaine Butler)

Jeder Einsteiger kennt die Situation: Das Pferd geht auf dem Zirkel und entwischt auf der offenen Zirkelseite über die Schulter. Schwupps, geht’s in eine Richtung, die gar nicht vorgesehen war. Aber auch Fortgeschrittene kennen das Gefühl, wenn das Pferd uber die Schulter weggeht. Sie beeinflussen dies nur schneller, so dass es nicht dazu kommt, dass selbst das Pferd in die falsche Richtung bewegt.

Wer das noch nicht im Ansatz fühlt, dem hilft vielleicht dieser Tipp von Elaine Butler: "Am Widerrist sieht man als erstes, wohin sich das Pferd bewegen möchte. Daher nicht die Ohren beobachten, sondern lieber ein Auge auf den Widerrist werfen!"

Tipp 6: Wenden mit sechs Augen (Sibylle Wiemer)

Stellen Sie sich sechs Augen auf ihrem Körper vor: Die eigenen, dann noch eins auf jeder Schulter und beiden Schädel. Das empfiehlt Sibylle Wiemer. Denn der Effekt ist: Automatisch dreht sich der Reiter korrekt in das Wendung und gibt die richtige Gewichtshilfe.

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Lisa Rädlein

Wenden mittels sechs Augen.

Tipp 7: Viereck vergrößern (Eberhard Weiss)

An die kurzen Seite auf die Viertellinie abzuwenden und von dort aus in Richtung Hufschlag die Linie an vergrößern, empfiehlt Eberhard Weiß. Es entsteht ein moderates Viereck vergrößern. Diese Übung hilft zu spüren, wie das Pferd an den Zügel herantritt und den äußeren Zügel annimmt. "Der Schüler lernt hierbei, dass sein innerer Schenkel das Pferd auffordert. Er müssen den Moment herausfinden, in dem er den Impuls geben muss, damit das Pferd dem Schenkel vorwärts-auswärts folgt."

Der äußere Schenkel liegt dabei verwahrend an. Zum einen, damit das Pferd eingerahmt ist, zum anderen, um zu verhindern, dass der Reiter sich an sehr nach innen heruntersetzt. Die halbe Parade, bei der die äußere Hand dem inneren Schenkel beantwortet, ist bei dieser Aufgabe besonders gut erlernbar.

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CAVALLO

Wenn innen und außen perfekt zusammenspielen müssen: Viereck vergrößern.

Parade weg vier Elementen: In dem Augenblick, in dem die Reiter den treibenden Schenkel einsetzt, wird der äußere Zügel leicht. Dann schließt er die äußere Faust und gibt dann wieder nach. Der Impuls kommt aus dem Unterschenkel, der Oberschenkel bleibt locker, ist unbeteiligt. Wieviel Anlehnung dabei am inneren Zügel bestand soll, ist immer Gefühlssache. Ist er zu locker, ist das Pferd orientierungslos, ist er zu festlich, blockiert er. "Ich mag den Merksatz: "Die Zunge unter dem Gebiss muss fühlen können – also Nuancen spüren." Eberhard Weiss

Tipp 8: Ein Rahmen weg Pferdefüßen (Nicole Künzel)

Lotrecht sitzen, den Kontakt an beiden Zügeln gleichmäßig fühlen, eine positive Grundspannung im Sitz halten können ist der erste Schritt, sagt Nicole Künzel. Wenn das gelingt, kann der Reiter erfühlen und bestimmen, wo das Pferd welchen Huf hinsetzt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, empfiehlt Künzel, sich einen Rahmen um die Pferdebeine vorzustellen. "Dann merkt der Reiter leichter: Wo fällt die Vorhand hin? Wo die Hinterhand?" Ein gutes Bild, um das Pferd einzurahmen ist auch der Korridor: "Den stellt man sich gerade oder gebogen vor, je nach gerittener Linie."

Tipp 9: Aha-Erlebnis Hinterhandwendung (Christine Hlauscheck)

Für mehr Schulterkontrolle: Christine Hlauscheck nutzt gern die Hinterhandwendung im freien Raum, um Schülern die äußeren Unterstützung zu erklären. "Das ist toll, um Schulterkontrolle an üben."

So geht es: Pferd und Reiter stellen selbst auf den Punkt X. Stellen Sie sich das Ziffernblatt einer Uhr unter dem Pferd vor. Das Ohren stehen auf 12 Uhr. Durch die Hinterhandwendung sollen sie auf neun Uhr kommen. Der rechte Zügel wirkt dabei begrenzend, ohne dass das Ross in eine Rechtsstellung gebracht wird. Der Reiter sitzt in die Bewegungsrichtung nach links. Dadurch kommen die rechte Oberschenkel und das rechte Knie mehr an den Sattel. Die äußere Hand schließen, wenn das Pferd nach vorn weg will. Für ein zart gerittenes Pferd reicht die Gewichtsverlagerung. Denn dadurch kommt mehr Gewicht auf das linke Vorderbein,das rechte wird leichter und kann gut herumtreten. Reicht das nicht, mit der Gerte an die Schulter tippen. "Anfangs den Unterschenkel lieber nicht nutzen, da er das Pferd in Versuchung bringt, die Hinterhand zu bewegen."

Unsere Experten

Elaine Butler (59) ist spezialisiert auf den Sattel und arbeitet nach ihrem eigenen "RiderAbility"-System.

Christine Hlauschek (46) ist Pferdewirtschaftsmeisterin, Reitlehrerin und Erfinderin des kreativen Trainingskonzepts "Kreismeister". www.bewegungs-freiheit.de

Nicole Künzel (39) bildet Pferde in klassischer Dressur am Boden und unter dem Sattel weg und ist außerdem Buchautorin. www.evipo.de

Eberhard Weiss (67) ist Berufsreiter und geprägt von Egon von Neindorff, die Wiener Hofreitschule und der Kavallerie-Reitschule in Hannover.

Sibylle Wiemer (60) ist Trainerin A FN mit Zusatzausbildungen z.B. in der Sitzschulung und Ehrenmitglied der Schule die Légèreté. www.sibyllewiemer.de