Gichterkrankung
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke entzünden. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen, Symptomen, Verlauf, Risikofaktoren und Therapie.Gicht
...der Hyperurikämie
Konservative Therapie
Bei einer Gicht sollten grundsätzlich Maßnahmen zur Reduktion einer Hyperurikämie getroffen werden. Dazu zählen:
- Normalisierung des Körpergewichts
- purinarme Kost (< 300 mg Purin pro Tag)
- Reduktion des Konsums von Alkohol und fruktosehaltige Getränke
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (> 1,5 Liter pro Tag)
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Harnsäuresenkung ist indiziert, wenn einer der folgenden Faktoren vorliegt:
- mindestens ein gesicherter Gichtanfall
- chronische Gichtarthritis
- Gichtanfälle in die Anamnese + Hyperurikämie + eingeschränkte Nierenfunktion (eGFR < 90 ml/min/1,73 m2
- Nephrolithiasis
- ggf. bei asymptomatischer Hyperurikämie mit Serumharnsäurewerten > 9 mg/dl bzw. > 535 µmol/l. Derzeit (2020) existieren jedoch keine klaren Grenzwerte.
Ziele der medikamentösen Therapie sind:
- Serumharnsäurewerte von < 6 mg/dl (< 360 µmol/l)
- klinische Remission: keine akuten Gichtanfälle und Zurückbildung von Tophi
Dabei werden folgende Substanzen eingesetzt:
Kann keine ausreichende Senkung der Harnsäurewerte erreicht werden, können Urikostatika und Urikosurika auch kombiniert werden. Bei gleichzeitig bestehend Hypertonie sollte Losartan, bei Hyperlipidämie vorzugsweise Fenofibrat eingesetzt werden
In den ersten Wochen nach Therapiebeginn mittels Urikostatika oder Urikosurika besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Gichtanfällen. Daher ist nach einem Gichtanfall zwingend eine begleitende Anfallsprophylaxe notwendig. Dazu gehört:
- einschleichende Dosierung der harnsäuresenkenden Medikamente
- Colchicin in niedriger Dosierung über 3–6 Monate, alternativ NSAR oder niedrigdosierte Glukokortikoide
Bei Urikosurika sind außerdem prophylaktische Maßnahmen indiziert, um das Risiko einer Urolithiasis zu reduzieren. Dazu zählen:
- einschleichende Dosierung
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (> 1,5 Liter/Tag)
- Harnalkalisierung (pH 7)
...des akuten Gichtanfalls
Bei einem akuten Gichtanfall werden NSAR und/oder Kortikoide verabreicht. Die Therapie wird bis einige Tage nach Abklingen der Symptomatik fortgesetzt. Bei fehlendem Ansprechen oder Kontraindikationen kommt Colchicin in Frage.
Bei mehr als drei Gichtanfällen pro Jahr oder fehlender Wirksamkeit die genannten Wirkstoffe kann der Interleukin-1β-AntikörperCanakinumab erwogen werden.
Obwohl Kälte ein Risikofaktor für das Ausfällen von Uratkristallen ist, eignet sich die lokale Kryotherapie in die Akutphase zur Schmerzlinderung.
Bereits während des akuten Gichtanfalls kann eine harnsäuresenkende Therapie begonnen werden.
...der komplizierten Gicht
Bei häufigen akuten Gichtanfällen, chronischer Gicht (incl. Gichtarthropathie und chronischer Niereninsuffizienz) sollte der Harnsäurewert auf < 5 mg/dl gesenkt werden. In einigen Fällen ist der Einsatz des Urikolytikums Pegloticase sinnvoll. Es ist jedoch in Deutschland nicht zugelassen und muss uber internationale Apotheken erworben werden. Dabei sind potentiell schwere Nebenwirkungen zu berücksichtigen.