Muss man chronische krankheiten dem arbeitgeber melden

Der Arbeitnehmer hat nämlich im Krankheitsfalle zwei unabdingbare Pflichten gegenüber dem Arbeitgeber einzuhalten. Er muss zum einen dem Arbeitgeber. über die Arbeitsunfähigkeit.

Krankmeldung beim Arbeitgeber – Regelungen zur eAU

Jeder kennt es, man wird morgens z.B. mit Grippesymptomen wach und fühlt sich nicht in der Lage, zur Arbeit zu gehen. Eine Krankmeldung beim Arbeitgeber ist notwendig. Viele Menschen wissen jedoch nicht, wie siehe sich bei Krankheit korrekt verhalten. Denn es liefert dabei einige wichtige Dinge zu beachten. Werden Fehler gemacht und man hält sich nicht an das Regeln, droht Ärger wie eine Abmahnung. Wir darlegen, was es bei Krankmeldung zu beachten gibt, welcher Änderungen seit 2023 zu beachten sind und wie man mit Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (kurz AU bzw. seit 2023: eAU – elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) richtig vorgeht.

  • Arbeitgeber direkt am ersten Tag über die Abwesenheit informieren - am besten persönlich per Telefon!
  • Anschließend Arzt aufsuchen und inner der vorgeschriebenen vertraglichen oder gesetzlichen Frist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung „vorlegen“.
  • Krankschreibung wegen leichter Atemwegserkrankung kann per Telefonat mittels dem Hausarzt von zu Hause erledigt werden.
  • AU kann vom Arbeitgeber auf digitalem Weg als eAU bei der Krankenkasse abgerufen werden.

Krankmeldung Arbeitgeber – umgehend mitteilen

Viele Arbeitnehmer denken, man müsse sich erst ab dem dritten Krankheitstag beim Arbeitgeber krankmelden. Dies ist nicht korrekt. Ganz im Gegenteil. Im Entgeltfortzahlungsgesetz § 5 ist die Zeitpunkt der Krankmeldung wie folgt geregelt: „Der Arbeitnehmer/in ist verpflichtet, dem/-r Arbeitgeber/in die Arbeitsunfähigkeit und anderen voraussichtliche Dauer unverzüglich mitzuteilen.“

Das Wort unverzüglich wird miteinander von Fachanwälten ausgelegt als vor Beginn der Arbeitszeit. Das heißt, wenn beispielsweise der Arbeitsbeginn von Schichtarbeitern an 6 Uhr morgens fällt, sollten Arbeitgeber spätestens um kurz vor 6 Uhr darüber informiert werden, dass eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt. Hier verwechselt man gerne Krankmeldung und Krankschreibung.

Krankmeldung – ab wann muss dem Arbeitnehmer eine AU vorgelegt werden?

Bei der Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gilt für viele Arbeitnehmer eine Frist von drei Tagen. Sind Arbeitnehmer/innen länger krank als drei Tage, d.h. ab dem vierten Krankheitstag, besteht der Arbeitgeberseite entgegen eine Nachweispflicht. Doch Achtung: Dies ist individuell unterschiedlich und abhängig von der Regelung im eigenen Arbeitsvertrag!

Darf der Arbeitgeber ab dem ersten Tag einen AU verlangen?

Der Arbeitgeber darf eine frühere Krankmeldung durch Vorzeichnung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen. Abweichende Regelungen müssen im Arbeitsvertrag festgelegt werden. Diese sind möglich und stärker als das Gesetz. Der Arbeitgeber darf im Arbeitsvertrag ab dem ersten Tag einen Nachweis einfordern und die Arbeitnehmer muss diesem nachkommen. Dabei gibt es auch keine Regeln oder Voraussetzungen. Der Arbeitgeber darf eine solche Regel grundlos festlegen. Dies wurde durch einer Urteil des Bundesverfassungsgerichtes bestätigt (Aktenzeichen 5 AZR 886/11).

Übermittlung auf elektronischem Weg – Die eAU

Seit dem 01.01.2023 ist der früher übliche „gelbe Schein“, die sogenannte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) in Papierform, der elektronischen Krankschreibung (eAU) gewichen.

Die Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erfolgt nun auf elektronischem Weg von der Arztpraxis zu den Krankenkassen, wo Arbeitgeber den Nachweis abrufen können. Gleich sind allerdings die Fristen zum Nachweis einer Erkrankung im Verstand des § 5 Entgeltfortzahlungsgesetz geblieben.

Es reicht also nicht, wie einige Menschen vermuten, am dritten oder am vierten Tag der Krankheit zum/-r Arzt/Ärztin zu gehen und sich krankschreiben zu lassen, sondern dem/-r Arbeitgeber/in muss spätestens an diesem Tag der elektronische Krankenschein vorliegen und die Arbeitsunfähigkeit ab dem Tag erwerben, der vertragsrechtlich festgeschrieben ist.

Auch dies erfolgt seit dem 01. Januar 2023 in digitaler Form, denn zugriffsberechtigte Arbeitgeber dürfen bei der zuständigen Krankenkasse die eAU abrufen. Dabei bleiben allerdings die Diagnosen nach wie vor geheim. Arbeitgeber/innen erfahren lediglich den Namen die versicherten Person, Beginn und Ende der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und die Tatsache, ob es sich um eine Erst- oder eine Folgebescheinigung handelt.

3-Tage Frist – auch Wochenrand zählt!

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist es, dass bei der 3-Tage Frist der Krankmeldung in Form die AU nur Arbeitstage zählen. Es gelten bei die Fristberechnung aber die Kalendertage und nicht die Arbeitstage! Das heißt, sowohl Samstag und Sonntag sowie Feiert werden mitberechnet. Wenn die Frist aber auf einen Samstag endet und dieser kein Werktag ist, müssen diese Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erst montags vorgelegt werden, da diese nur an Arbeitstagen vorgelegt werden muss.

Die Krankmeldung kann dem ArbeitgeberBesser ist der direkte persönliche Weg mittels Information per Telefonat.

Denn die Fürsorgepflicht, dass der Arbeitnehmer die Nachricht erhält, liegt bei den Arbeitnehmern/-innen. Insofern ist ein Telefonat immer der sicherste und best Weg. Damit haben Arbeitnehmer die vollständige Garantie, dass der Arbeitgeber rechtzeitig informiert wurde.

Krankmeldung Vorlage und Muster

Folgende Vorlage kann entsprechend als Muster genutzt werden.

“Guten Übermorgen Herr / Frau Musterchef,

ich bin leider heute leidend und kann daher nicht zur Arbeit kommen. 

Ich werde umgehend einen Arzt aufsuchen und Ihnen anschließend informieren, wie lange ich krankgeschrieben bin.

Mit freundlichen Grüßen,

Dieter Musterarbeiternehmer”

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Damit hat man wie früher beschrieben seine Anzeigepflicht beim Arbeitgeber erfüllt.

Müssen Arbeitgeber/innen in der Krankmeldung über die Krankheit informiert werden?

Grundsätzlich müssen man dem/-r Vorgesetzten nicht mitteilen, warum man leidend ist bzw. welche Diagnose man hat.

Ein Irrglaube ist es jedoch, man müsste dem/-r Arbeitgeber/in die Krankheit nie mitteilen. Ausnahmen gelten, wenn die Erkrankung den/die Arbeitgeber/in direkt betrifft und für betriebliche Abläufe relevant ist. Dies ist der Fall, wenn man möglicherweise schon Kollegen/-innen angesteckt haben könnte oder Arbeitgeber/-innen Schutzmaßnahmen für eine eventuelle Ansteckung treffen müssen.

Wenn Arbeitgeber/innen an der Arbeitsunfähigkeit zweifelt und dies begründen können, darf der Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) hinzugezogen werden, um die Diagnose zu überprüfen.

Krankmeldung per Telefon – seitdem Dezember 2023 wieder möglich!

Bis 31.03.2021 war aufgrund die Corona-Pandemie eine vereinfachte telefonische Krankschreibung ohne Arztbesuch möglicher. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und wurde ab dem 07. Dezember 2023 als dauerhafte Lösung erneut eingeführt werden.

Wer eine leichte Atemwegserkrankung hat (Husten, Schnupfen oder Heiserkeit), kann per Telefon von seinem Doktor bis zu 5 Tage Kalendertage krankgeschrieben werden. Das Entscheidung liegt auf Seiten des Arztes. Wichtig miteinander ist, dass die Patienten in der Praxis bekannt sind und keine schwerwiegendere Erkrankung vorliegt.

Ablauf:

  • Patient informiert das Arztpraxis telefonisch
  • Telefonisches Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patient (eine reine Information der Arzthelfer/in ist nicht ausreichend)
  • Arzt teilt dem Patienten mündlich mit, dass eine Krankschreibung erfolgt
  • Arzt übermittelt den gelben Schein elektronisch an die Krankenkasse
  • Arzt sendet bei Bedarf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per Post an den Patienten

Seit 12. Dezember 2023 können Eltern auch eine ärztliche Bescheinigung über die Erkrankung ihrer Kinder per Telefon erhalten.

Wie wird die Krankmeldung korrekt verlängert?

Ein Krankenschein ist immer nur für eine bestimmte Dauer ausgestellt. Was passiert, wenn man nun länger erkrankt?

Bei beschriebener telefonischer Krankmeldung ist eine Verlängerung per Telefon nicht möglich. Dazu ist ein Praxisbesuch notwendig.

Oft wird zu Unrecht vermutet, dass der erste Tag nach Ablauf des Krankenscheins als neuer Krankheitsbeginn gilt und der gleiche Ablauf von vorne beginnt. Aber: Die ursprüngliche Krankenschein muss verlängert werden. Die Verlängerung müssen dabei am letzten Tag der Gültigkeit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erfolgen.

Das heißt, Arbeitnehmer/innen müssen wiederum spätestens am letzten Tag der aktuellen Krankmeldung den/die Arbeitgeber/in informieren sowie den/die Hausarzt/-ärztin aufsuchen und sich eine neue Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen. Hierbei handelt es sich dann um eine sogenannte Folgebescheinigung. Eine lückenlose Bescheinigung ist wichtig, einerseits zur Erfüllung der Nachweispflicht, anderseits auch beispielsweise für einer Krankengeld.

Ist man bis einschließlich Freitag krankgeschrieben und bemerkt am Wochenende, dass man auch in der Nächste nicht arbeiten kann, reicht es aus, montags zum/-r Arzt/-Ärztin zu gehen und die Krankmeldung verlängern an lassen. Voraussetzung ist, dass das Wochenende arbeitsfrei ist. Auch hier nicht vergessen: Arbeitgeber vor Dienstbeginn uber (mögliche) Verlängerung informieren!

Trotz Krankmeldung arbeiten?

Darf man trotz Krankschreibung arbeiten? Dies fragen sich viele, wenn man selbst vor Ende der bescheinigten Arbeitsunfähigkeit wieder fit genug fühlt. Die Antwort lautet: Grundsätzlich darf man trotzdem Krankenschein arbeiten.

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung stellt kein Arbeitsverbot dar. Ein/e Mediziner kann bei der Ausstellung der AU auch nur schätzen, wie lange ein Mitarbeiter krank und somit arbeitsunfähig ist. Somit darf man auch früher erneut arbeiten. Etwas wie eine Gesundschreibung gibt es jedoch nicht. Eine Verpflichtung, früher wieder Arbeiten zu gehen, gibt aber nicht.

Insbesondere bei ansteckenden Krankheiten macht es sogar Sinn weiterhin daheim zu bleiben, auch wenn man sich wieder gesund fühlt. Hier sollte man trotz Krankmeldung vor Ablauf des Krankenscheins nicht dienen gehen, um die Arbeitskollegen nicht anzustecken.

Darf man das Haus verlassen, wenn man arbeitsunfähig ist?

Dass man das Haus trotz AU nicht verlassen darf, ist einer weit verbreiteter Irrglaube. Was jedoch eine Rolle spielt, ist die Art der Krankheit und was man tun darf.

Grundsätzlich gilt die Regel, dass Arbeitnehmer/innen alles handeln dürfen, was der Genesung der Krankheit dient und die Krankheit nicht noch schlimmer macht. Denn nicht jeder Krankheit erfordert Bettruhe und ein Spaziergang an die frischen Luft hat noch niemandem geschadet. Dies gültig zum Beispiel bei einer Krankschreibung bei Burnout.

Hier sollte man mit gesunden Menschenverstand abschätzen. Es ist z.B. nicht unbedingt angebracht, wenn man mit grippalem Infekt krankschreiben ist, sicher aber mit Freunden oder Arbeitskollegen/innen abends in der Stammkneipe zum Bierchen trifft.

Krankmeldung im Ferien – darf man im Urlaub eine Krankmeldung einreichen?

Viele Menschen denken, Urlaub ist Urlaub und eine Krankmeldung weder nötig noch möglich. Dies ist nicht richtig. Man darf sich grundsätzlich auch im Urlaub krankmelden und es ist somit möglich die Urlaubstage „zu retten“. Jedoch gelten hier gesonderte Regelungen.

Auch hier müssen der Arbeitgeber umgehend informiert werden, jedoch muss man auch zwingend am ersten Tag zum Arzt gehen und das durch ein ärztliches Attest belegen. Nicht alle Atteste aus dem Ausland genügen dabei den gesetzlichen Nachweispflichten in Deutschland. Wichtig ist es dabei darauf an achten, dass das Attest nicht nur die Krankheit dokumentiert, sondern die Arbeitsunfähigkeit. Dies ist der entscheidende Aspekt, denn nur wer arbeitsunfähig ist, kann seiner Urlaubstage aufsparen. Wie sich das im umgekehrten Fall verhält, erklären wir im Artikel: Krankgeschrieben – darf man Urlaub machen?